„Für mich", sagt Keylla Fabrino Ramos, „ist das nicht nur eine Rückkehr. Es ist wie nach Hause kommen. Ich bin sehr gerne in Vilsbiburg." Die brasilianische Zuspielerin, die im Sommer neu zum Bundesliga-Team der Roten Raben gestoßen ist, war in der Saison 2007/08 schon mal in Vilsbiburg, damals in der zweiten Mannschaft.
Nun, nach einer sechsjährigen Europa-Tournee mit Stationen auf Zypern, in Portugal und Frankreich, ist die mittlerweile 28-Jährige aus Niteroi, einer 500.000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat Rio de Janeiro, wieder im Raben-Nest angekommen. Die Argentinierin Silvana Olivera, die zur neuen Saison ebenfalls nach Vilsbiburg gewechselt ist, hatte den Kontakt hergestellt. Der Name des Trainers spielte bei der Entscheidung für ihren neuen alten Club eine maßgebliche Rolle, sagt Keylla Fabrino Ramos: „Ich hatte schon viel von Jan de Brandt gehört, viel Gutes. Ich wollte gerne mit ihm arbeiten."
Nun ist Keylla schon ein paar Wochen zurück in Vilsbiburg – und kann ganz gut vergleichen zwischen den Roten Raben 2007/08 und denen 2014/15. Klar, bei den Unterschieden steht natürlich die neue Ballsporthalle als Nachfolgerin der altehrwürdigen Vilstalhalle vorne. Aber auch bei den handelnden Personen hat sich was getan. „It's not Klaus anymore", sagt Keylla in Erinnerung an den langjährigen Manager Klaus-Peter Jung. Andererseits sind auch noch vertraute Gesichter da, wie Vera Bondar und Toni Brandmeier vom Trainerstab – „das ist schön, ich habe mich gefreut, sie wieder zu treffen." Ganz weg aus Vilsbiburg war Keylla Fabrino Ramos sowieso nie: Sie ist befreundet mit Daniela Mapeli, der früheren Mittelblockerin der Roten Raben, und hat diese in den sechs vilsbiburglosen Jahren das eine oder andere Mal besucht.
Deutschland-Kontakte hin oder her, es versteht sich natürlich von selbst, dass der Raben-Neuzugang am historischen 8. Juli 2014 das Herz am rechten, am brasilianischen Fleck hatte. Und maximal mitleiden musste. Wie hat Keylla Fabrino Ramos das epische 1:7 ihrer Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-WM gegen Deutschland erlebt? Nun, sie sah das Halbfinale zu Hause – und konnte schlicht nicht glauben, was geschah. „Ich bin mir vorgekommen wie auf der PlayStation bei FIFA 14", erzählt sie. „Ich wollte immer auf den Neustart-Knopf drücken, aber es ging nicht."
Bei den Roten Raben nimmt Keylla Fabrino Ramos nun ihren persönlichen neuen Anlauf. Sie will mit ihrer Zuspiel-Philosophie in der Bundesliga für Furore sorgen. Diese Philosophie heißt: den Teamkolleginnen die Bälle schnell und überraschend stellen, gerne auch mit Risiko. Trainer Jan de Brandt ist ein grundsätzlicher Freund dieser Strategie: „Keylla spielt mit Mut, sie liebt das erste Tempo." Zusammen mit Linda Helterhoff, deren Markenzeichen weniger der Risiko-Ball, sondern eher das konservative, präzise Zuspiel ist, könnten die Roten Raben in der neuen Saison ein Duo auf der Regie-Position haben, das sich gut ergänzt und den Gegnern viele Rätsel aufgibt.