Eine SMS war es, die die eigentlich schon beendete Volleyball-Karriere von Linda Helterhoff wieder in Schwung brachte. Denn obwohl sie erst 20 Jahre jung ist, hatte sich die Dresdnerin eigentlich bereits für ihr berufliches Fortkommen – und damit gegen den Profisport – entschieden. Eigentlich. Doch als ihr der neue Vilsbiburger Trainer Jorge Munari im Frühjahr per Kurznachricht eine Stelle im Bundesliga-Kader der Roten Raben anbot, erkannte die Zuspielerin schnell „die Chance, mit der ich nicht mehr gerechnet habe", sagte zu und kniet sich nun seit dem Trainingsauftakt Anfang August voll rein in ihre neue, unverhoffte sportliche Herausforderung in Niederbayern.
Dass Linda so früh und so endgültig den Volleyball aus ihrem Leben gestrichen hätte, wäre ja auch unlogisch gewesen. Oder um es im Dialekt ihrer neuen Heimat zu sagen: ein Schmarrn. Schließlich hat sie schon im zarten Alter von 8 Jahren beim Dresdner Stadtteilclub SV Motor Mickten zu pritschen und zu baggern begonnen, ging danach aufs Sportgymnasium und stand bereits mit 16 in der ersten Mannschaft des Bundesliga-Spitzenclubs Dresdner SC.
In der Premierensaison 2009/10 lief es geradezu unglaublich gut für Linda. Sie holte mit dem DSC den nationalen DVV-Pokal und auf europäischer Ebene den Challenge Cup, bekam dabei selbst überraschend viel Einsatzzeit und mehr als einmal „Gänsehaut pur" bei den Heimspielen vor gut 3.000 enthusiastischen Fans in der rappelvollen Margon-Arena. In Verbindung mit der deutschen A-Jugend-Meisterschaft gewann Linda in diesem Jahr sogar ihr ganz persönliches Triple.
Es sollte die mit Abstand beste Phase beim DSC für die Zuspielerin bleiben. Denn in der Folge lernte sie früh auch die Tiefen eines Sportlerlebens kennen. Zwar versuchte sie sich mit Ehrgeiz und Disziplin weiteres Vertrauen zu erkämpfen, allerdings sei es nun „menschlich teilweise drunter und drüber" gegangen. Mit gebührendem Abstand sagt Linda Helterhoff heute: „Man hat mir damals die Lust am Volleyball genommen." Sie blieb noch bis zum Ende der Saisonvorbereitung 2011/12, stieg dann jedoch beim DSC aus, um sich auf das letzte Jahr ihrer Schullaufbahn zu konzentrieren und ein ordentliches Abitur hinzukriegen.
Ein Jahr lang lag der Volleyball bei Linda zu Hause in der Ecke. Nach dem Abitur machte sie ein Praktikum bei einer Eventagentur und schrieb sich für ein duales Studium im Bereich Sport- und Eventmanagement ein. Als in der Saison 2012/13 die Fighting Kangaroos Chemnitz (deren etatmäßige Stellerin Pia Walkenhorst sich verletzt hatte) anklopften, kam die Gelegenheit zu einem Comeback light: Linda Helterhoff sprang in der Rückrunde beim sächsischen Zweitligisten ein, fand prompt wieder Gefallen am Volleyball – und entschied sich nach Saisonende doch erst einmal für die berufliche Karriere.
Als die SMS von Jorge Munari kam. „Da habe ich gleich ein Grinsen im Gesicht gehabt", erinnert sich Linda. Der Rest war dann eine Entscheidung mit dem Bauchgefühl, sie kündigte bei der Agentur in Dresden und heuerte bei den Roten Raben an. Und dieses Gefühl ist ein Vierteljahr später noch (mindestens) genauso stark. Linda Helterhoff sagt: „Ich bin echt froh, jetzt in Vilsbiburg zu sein. Ich freue mich auf die Bundesliga-Saison mit den Mädels hier und mit Jorge als Trainer."