Der Herausgeber der Landshuter Zeitung (LZ) sowie des Straubinger Tagblatts (TB), Prof. Dr. Martin Balle (50), gibt ab dem 1. Juli auch die Münchner Abendzeitung inclusive Online-Zeitung heraus. Der Kauf wurde heute gegen Mittag mit dem Insolvenzverwalter der Abendzeitung, Axel Bierbach, perfekt gemacht. Dr. Balle hat das zukunftsträchtigste Angebot abgegeben. Mitbewerber waren der Süddeutsche Verlag (SZ) und die Merkur-Gruppe inclusive tz, namentlich Verleger Dirk Ippen, aber jeweils nur für den Online-Bereich. Die Abendzeitung soll künftig im Druckzentrum Straubing im Format der Tageszeitung (LZ /TB) gedruckt werden.
Von den knapp 90 Mitarbeitern des AZ-Teams sollen jedoch nur ca. 25 bis 30 übernommen werden. Als Mitgesellschafter und Mitherausgeber fungiert künftig laut SZ der Münchner Wirtschaftsanwalt und Rennpferdezüchter Dietrich von Boetticher, der sich in den neunziger Jahren am ehemaligen DDR-Blatt "Wochenpost" verlegerisch beteiligt hatte.
Der Straubinger Verleger Dr. Balle, im Nebenberuf Professor an der Deggendorfer Hochschule, will die AZ München als "kritisches und selbstbewußtes" Blatt weiterführen. Zuletzt hatte die Abendzeitung nur noch eine verkaufte Auflage von 100.000 Exemplaren. Die letzten Wochen wurde der Verkaufspreis sogar von 60 Cent um 66 Prozent auf einen Euro bzw. für die Samstagausgabe von 80 Cent auf 1.20 Euro angehoben und dennoch sind die Verkaufszahlen nur um zehn Prozent zurückgegangen. Das spricht für die Treue der AZ-Leser und -Abonnenten. Bisherige AZ-Mitarbeiter, die nicht übernommen werden, sollen ab 30. Juni in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft übernommen werden.
Die bisherigen Eigentümer der Abendzeitung, die Familie Friedmann, gab an, seit 2001 ca. 70 Millionen Euro Verlust mit dem Boulevardblatt eingefahren zu haben. Die AZ gilt im Gegensatz zur tz München und zu BILD München eher als linksliberales Blatt. Man wird sehen, ob der neue Verleger auch die politische Ausrichtung ändern will. Die Famiie Friedmann ist noch am "Süddeutschen Verlag" mit 18,17 Prozent beteiligt. Am 5. März 2014 hatte die Abendzeitung beim Münchner Amtsgricht Insolvenzantrag gestellt. - Wir haben über das Kaufinteresse von Verleger Dr. Martin Balle an der Abendzeitung erstmals am 28.April in unserem Rundschau-Forum berichtet. /hs