Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Herinich (r.) besichtigte mit Bezirksrätin Martina Hammerl (v. l.) den Hof von Florian und Franz Attenkofer, auf dem eine, dem Heiligen Vitus geweihte Kirche mit der ältesten Glocke des Ordinariats München-Freising steht. - Foto: Lang
Kumhausen - pm (29.07.2022) Landwirte scheinen auf den ersten Blick die Gewinner der Krise zu sein, denn der Weizenpreis etwa ist stark gestiegen. Doch so einfach geht die Rechnung nicht auf, wie sich im Gespräch der Familie Attenkofer mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrätin Martina Hammerl zeigte.
Martina Hammerl hatte den Termin vereinbart, um sich über die aktuelle Lage informieren zu lassen. Und die hat es in sich. „Auch wir haben hohe Energieausgaben, dazu kommt, dass die Landwirtschaft insgesamt eine schlechte Rentabilität hat, die des Handwerks ist zwei- bis dreimal höher“, erklärt Franz Attenkofer. Denn der Landwirt müsse investieren, einkaufen, anbauen ohne aber einen Einfluss auf den künftigen Preis seiner Produkte zu haben. „Im Moment wissen wir gar nicht mehr, was wir tun sollen. Alle zwei Jahre gibt es eine neue Verordnung und angesichts des Klimawandels stehen wir vor ganz neuen Herausforderungen“, sagt Sohn Florian, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth und Tochter Isabella das traditionsreiche Familienunternehmen am Standort Rammelkam bei Kumhausen in die sechste Generation führen will.
Stolze 1000 Jahre lässt sich die Familiengeschichte zurückführen, schon immer hat man in der Landwirtschaft gearbeitet. Eigentlich ist der „Erdbeerhof Attenkofer“ mit seinen insgesamt 70 Hektar Anbaufläche sehr breit aufgestellt. Hier wachsen Weizen, Gerste, Mais und Raps. Schweine werden gemästet und Erdbeeren, Himbeeren, Heidel- und Johannisbeeren angebaut. „Die Beeren vermarkten wir selbst an den Endverbraucher, um den Preis zumindest ein wenig besser gestalten zu können“, so der Junior. Zudem habe man mit dem Anbau und Verkauf von Christbäumen angefangen.
Neben der Direktvermarktung sehen die Attenkofers vor allem die Energieerzeugung als Zukunftsmarkt. Doch auch hier gebe es Hindernisse. Die geplante 9,8 Hektar große Photovoltaikanlage soll nach Gemeinderatsbeschluss zu 51 Prozent an eine Bürgerenergiegenossenschaft gehen. „Wir sind Befürworter solcher Modelle, aber in angemessener Beteiligung von 20 bis 30 Prozent. Immerhin müssen wir ein kilometerlanges Leitungssystem bauen“, erklärt Florian Attenkofer.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich betonte, dass man angesichts der zunehmenden Klimaveränderungen alles tun müsse, um das Verbrennen fossiler Energieträger zu reduzieren. „Uns werden in Niederbayern in wenigen Jahren fränkische Verhältnisse prophezeit, was das Ausbleiben von Regen und die Absenkung des Grundwasserspiegels betrifft. Schon heute haben wir in Teilen des Regierungsbezirks Probleme mit den Quellen, sogar im Bayerischen Wald.“
Fraglich sei hingegen, wie sich im Zuge der steigenden Energiekosten der ländliche Raum entwickle. „Denn bisher haben diese Regionen von den billigen Transportkosten profitiert. Industriebetriebe konnten sich gut entwickeln, obwohl sie lange Transportwege hatten.“
Die Diversifizierung des landwirtschaftlichen Betriebes in Rammelkam samt zunehmender Direktvermarktung sei laut Heinrich eine gute Entscheidung. Auch der Bezirk selbst hat zusammen mit dem Amt für ländliche Entwicklung seine Bemühungen um diesen Ansatz verstärkt, indem man vor zwei Jahren die Genussregion Niederbayern ins Leben gerufen hat. „Je näher die Verbindung vom Landwirt zum Konsumenten ist, desto besser ist es.“
Zuletzt wurde der Waldumbau besprochen, der wegen des Absterbens der Fichte durch Borkenkäferbefall dringend notwendig ist. „Wir versuchen auf Zukunftsbaumarten umzustellen, obwohl wir natürlich heute auch noch nicht genau wissen, was gut funktioniert“, gab Franz Attenkofer zu bedenken.
Herausfordernde Zeiten, in denen man – wie kürzlich bei einem großen Hagelsturm über dem Erdbeerfeld – wieder um Segen bitten möchte. Insofern war das Ende des Besuches recht passend, als die Familie noch ihr besonderes Schmuckstück präsentierte: Eine dem Heiligen Vitus geweihte Kirche, in der die älteste Glocke des Ordinariats München-Freising aus dem 13. Jahrhundert läutet.